Woher und wohin?

Ein „Denken vom Ende her“ birgt ein großes Potenzial für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Werner Mühlböck, Geschäftsführer seit 2007

„Da muss man doch was tun!“ Mit diesem Leitsatz gründete eine Handvoll Menschen vor ziemlich genau 30 Jahren die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft mit dem Ziel, sterbende Menschen vom tabuisierten Rand in die Mitte unserer Gesellschaft zu holen. Eine klare Grundhaltung, eine Vision und Mut zeichneten die damaligen Pioniere aus. Auch ich konnte als Geschäftsführer auf ein solides Fundament meines Vorgängers Arnold Schett anknüpfen. Doch was wird heute gebraucht? Wohin gehen wir und was gilt es zu bewahren?

Bleibendes und eine Chance

Die Begleitung von Menschen in der letzten Lebensphase birgt großes Potenzial in sich. Mit den Grenzen und der Endlichkeit unseres irdischen Daseins konfrontiert zu sein, fokussiert den Blick auf das Wesentliche, das Tiefe, das Bleibende. Trotz aller Kompetenz, die es im Hospiz- und Palliativbereich inzwischen gibt, sind Tod und Sterben in einem Graubereich zwischen Wissen und Ahnen angesiedelt und letztendlich ist und bleibt unser Leben und Sterben ein großes Geheimnis. Ich bin davon überzeugt, dass in den Erfahrungen im Kontakt mit leidenden und sterbenden Menschen eine Chance verborgen liegt, nicht nur für unser ganz persönliches Leben, sondern auch für unser aller Sicht auf die Welt. Denn der Tod verleiht dem Denkenden neue Augen. Ein „Denken vom Ende her“ birgt ein großes Potenzial für die Entwicklung unserer Gesellschaft. Zum Mut dafür rufen wir auch weiterhin auf.

Forderndes und Förderndes

Seit 2007 darf ich als Geschäftsführer die Tiroler Hospiz-Gemeinschaft mitgestalten. Dass wir auf eine erfolgreiche Geschichte zurückblicken können, ist auch maßgeblich meinem Vorgänger Arnold Schett zu verdanken.

Was in Tirol noch fehlt, sind 24 Hospizbetten. Wir werden uns mit unserer ganzen Energie und Kompetenz für deren Realisierung einsetzen. Ausgehend vom Hospizhaus Tirol in Hall, das als Feuerstelle und als Nabe im Rad für Hospiz und Palliative Care agiert, wird es künftig immer mehr darum gehen, unser Haus zu öffnen und die Regionen zu fördern. Dies bedingt qualitätsvolle Angebote an Fort- und Weiterbildung unserer Akademie für Engagierte in den Einrichtungen des Sozial- und Gesundheitsbereichs und in der gesamten Zivilgesellschaft. Vor dem Hintergrund der neuen Flüchtigkeit unserer Zeit braucht es mehr denn je eine gelebte Grundhaltung mit einem klaren Blick auf das Wesentliche im Wirken „für die, die gehen, und die, die bleiben“. Der Zeitgeist stellt uns vor neue Herausforderungen. Gerade vor diesem Hintergrund gilt der Leitsatz der Pionier*innen nach wie vor: „Da muss man doch was tun!“

Werner Mühlböck, Geschäftsführer

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Foto: Tiroler Hospiz-Gemeinschaft/Gerhard Berger

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