Seit vielen Jahren bin ich ehrenamtliche Hospizbegleiterin im Zillertal. Immer wieder erfüllt es mich mit großer Freude, kranken, alten oder sterbenden Menschen meine Aufmerksamkeit und schöne Momente zu schenken. Seit Oktober bin ich nun auch als ehrenamtliche Begleiterin im neuen Tageshospiz in Hall. Mit anderen Ehrenamtlichen gehöre ich hier zu einem erfahrenen Betreuungs-Team. Gemeinsam mit Pflegenden, Ärzten, Sozialarbeitern, Psychologen und Seelsorgern kümmern wir uns um die Betreuung der Patienten. Es ist schön zu erleben, wenn Angehörige von schwer kranken oder sterbenden Menschen einfach einmal Zeit für sich haben, während sie ihre „Lieben“ im neuen Tageshospiz in guten Händen wissen.
Ein Stück Alltag leben
Beim Frühstück in gemütlicher Atmosphäre lerne ich die Tageshospizbesucher kennen und wir besprechen den weiteren Tagesablauf. Unser Team versucht, auf die jeweiligen Wünsche und Bedürfnisse unserer PatientInnen einzugehen, damit für jeden etwas dabei ist, das ihm guttut oder Freude bereitet. Deshalb sind auch die Arbeiten der Ehrenamtlichen im Tageshospiz sehr vielfältig und jeder kann seine speziellen Fähigkeiten einbringen- sei es singen, musizieren, plaudern, backen oder Karten spielen. Dabei können wir unsere Besucher vom Alltag ein wenig ablenken. In oft langen Gesprächen werden verschiedene Themen angesprochen. So werde ich manchmal auch mit Todeswünschen schwerkranker Menschen konfrontiert.
Gemeinsam verbrachte Zeit ist ein schönes Geschenk, weil man nicht weiß wieviel davon noch bleibt.
Die Patienten tauschen sich auch mit anderen aus und erleben so, dass sie in ihrem Leid nicht alleine sind. Für mich ist besonders berührend, wenn zwischen den PatientInnen und uns ehrenamtlichen BegleiterInnen ein Vertrauen wachst, das beiden Seiten guttut. Dabei lerne ich viel über mich und das Leben.
Es geht im Hospiz nicht nur um das Sterben, sondern um ein erfülltes Leben bis zuletzt. Dazu gehört auch mal ein Glas Wein oder eine Zigarette nach der Mahlzeit. Es macht mir große Freude, unsere Patienten zu verwöhnen und dabei auf die unterschiedlichsten Wünsche einzugehen. Resi genießt es zum Beispiel sehr, wenn ich ihr eine schöne Frisur zaubere, ihren Nägeln eine neue Farbe auftrage und das Ganze mit einer feinen Handmassage abschließe.
Sinn und Ziel der Hospizarbeit ist die Begleitung von Menschen in der oft schwierigen letzten Zeit Ihres Lebens. Wir begleiten alle Menschen, unabhängig von Nationalität, Religion, Hautfarbe oder sozialer Herkunft. Zur Würde des Menschen gehört, dass er bis zuletzt als Mensch ernst genommen wird.
Das Leid nicht ändern könne, sondern dem Leid standhalten
Diese Haltung erfordert Wahrhaftigkeit. Wichtig ist, mit aufmerksamen Ohren zuzuhören, was der andere sagt, zwischen den Zeilen „hören“ und etwas davon erspüren, welche Ängste und Hoffnungen in ihren Worten mitschwingen.
Unsere Aufgabe besteht darin, nicht am Leid des anderen etwas zu ändern, sondern dem Leid standzuhalten, es mit auszuhalten.
Wir können uns Zeit nehmen für jeden Einzelnen, sprechen mit ihnen und ihren Angehörigen, hören ihnen zu und spenden Trost. Alles dies wird im neuen Tageshospiz ermöglicht. Es kommt dabei zu wunderbaren Begegnungen die mein Herz erfüllen.
Lisi Steinberger, ehrenamtliche Hospizbegleiterin Zillertal und Tageshospiz
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